1960 - 1965

 

1960 Kurze Reise nach New York auf Einladung der "Swiss Societiy"; �bersiedelung nach Rom, wo er bis 1965 bleibt.
1961 feiert MF seinen f�nfzigsten Geburtstag in Griechenland. Sein St�ck �ber Rassenhass und Vorurteil, "Andorra", wird uraufgef�hrt. "Andorra" macht den Einfluss Brechts auf MF's Theaterschaffen deutlich; der Zuschauer, der weiss, dass Andri, der f�r einen Juden gehalten wird, keiner ist, soll nicht - wie im Illusionstheater - vom Geschehen mitgerissen werden, sondern durch die Distanz, die zwischen ihm und der B�hne besteht, sich der dargestellten Problematik bewusst bleiben.
1962 "Andorra" bringt ihm verschiedene Preise; den Grossen Kunstpreis der Stadt D�sseldorf, den preis der jungen Generation, gestiftet von der Hamburger Zeitung "Die Welt", und er wird zum Ehrendoktor der Universit�t Marburg ernannt. In Rom begegnet er der jungen Studentin Marianne Oellers.
1964 erscheint "Mein Name sei Gantenbein", der Roman eines MF, der vor vier Jahren schrieb: "Man kann die Wahrheit nicht erz�hlen, das ist's. Die Wahrheit ist keine Geschichte, sie hat nicht Anfang und Ende, sie ist einfach da oder nicht, sie ist ein Riss durch die Welt unseres Wahns, eine Erfahrung, aber keine Geschichte." Sein Protagonist ist deshalb die Summe der M�glichkeiten, die sich in seiner Biographie ergeben. Nur durch Aufzeichnung der Variationen k�nne die Konstante ersichtlich werden, Gantenbein gibt vor, blind zu sein, erfindet, spekuliert: "Ich stelle mir vor: ...Ich probiere Geschichten an wie Kleider!" In der Rede zum Tod von Kurt Hirschfeld bezeichnet MF eine �ra als abgeschlossen: "Hier ist eine Epoche zu Ende. Das Z�rcher Schauspielhaus ist entstanden in der Hitlerzeit als Notwehr: also aus der Gefahr, nicht aus dem blossen Ehrgeiz, der, wie gross er in jedem einzelnen auch sein mag, nie gereicht h�tte."
1965 erh�lt er den "Man's Freedom Prize" der Stadt Jerusalem. Er h�lt die erste offizielle deutschsprachige Rede in Israel. Im dank f�r den Schiller-Ged�chtnis-Preis des Landes Baden-W�rtenberg will er den Verdacht, ihm sei die "eigene St�ckeschreiberei verleidet", nicht von der Hand weisen. Immer noch zweifelt er an der direkten politischen Wirksamkeit der Literatur; aktiv in die Politik einzusteigen lehnt er jedoch ab, als er von den Sozialdemokraten gebeten wird, f�r das Amt des Stadtpr�sidenten von Z�rich zu kandidieren. MF ist nie einer Partei beigetreten, seine Sympathie gilt jedoch vor allem den Sozialdemokraten, und er h�lt es f�r wichtig, als Intellektueller und unabh�ngiger Denker eine Partei von aussen zu unterst�tzen.

Aus Rom kehrt er in die Schweiz zur�ck. Sein Wohnsitz ist von nun an in Berzona im Tessiner Onsernonetal, wo er sich ein Rustico gekauft hat.

Aufenthalt in Berlin, Stipendium der Ford Foundation.